2010 Messa per Rossini _Verdi u.a._i.B.

Unser Konzert

21. November 2010

Guiseppe Verdi und 12 andere Komponisten: Messa per Rossini


Konzert in St. Kilian, Is-Letmathe,  am 21. November 2010

  • Bericht des Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung vom 23.11.2010 über unser Konzert:
    23.11.2010
    IKZ
    Letmathe
    von Ralf Tiemann

    Der geballte Schmerz von 13 meisterhaften Komponisten
     
    Oratorienchor bot mit der "Messa per Rossini" erneut ein überwältigendes Konzerterlebnis

    Überwältigt? Berauscht? Beseelt? Beflügelt? Oder auf Neudeutsch "geplättet"? Das treffende Wort für die Gemütslage nach einem solchen Konzert zu finden ist nicht ganz so einfach.

     Foto: Oratorienchor


    Fest steht aber, dass der Oratorienchor am Sonntag sein Publikum einmal mehr anders in die Nacht entlassen hat, als es zuvor gekommen war. Denn ganz gleich, was die Zuhörer vorher so an Alltagssorgen umgetrieben haben mag: Nach einem solchen klanglichen Rausch, den der Chor bei der "Messa per Rossini" im vollbesetzten Kilians-Dom entfaltet hat, sah die Welt auf jeden Fall wieder ganz anders aus.
    Und das auch, weil der Chor unter Leitung von Paul Breidenstein gerade mit solchen italienischen Oratorien Werke angeht, die in dieser Kirche und in dieser Besetzung mit den kraftvollen Bochumer Symphonikern an der Seite über den rein musikalischen Genuss hinausgehen. Es ist ein fesselndes und zutiefst körperliches Erlebnis, das dem Publikum da zwischen dröhnenden Posaunen, knallenden Pauken und einem 80-stimmigen Chor beschert wird, dem sich niemand entziehen kann und das am Ende erneut alle von den Kirchenbänken riss und zu einem minutenlangen Jubel veranlasste. "Inferno in der Magengrube" hatte die Heimatzeitung vor drei Jahren getitelt, als der Oratorienchor Verdis bombastische "Messa da Requiem" aufgeführt hatte. Und es war am Sonntag schnell klar, dass diese Reise mit der lange verschollenen "Messa per Rossini" eine ähnliche Richtung gehen würde.
    Was nicht sehr verwunderlich war, schließlich war Verdi auch an dieser Totenmesse für Giacomo Rossini, der von der Komponistengeneration um Verdi nahezu wie ein Gott verehrt wurde, maßgeblich beteiligt. Den Schlusssatz "Libera me", den Verdi zu diesem Gemeinschaftswerk von 13 italienischen Komponisten beigesteuert hat, hat er sogar in leicht abgewandelter Form für seine "Messa da Requiem" wiederverwertet. Denn nachdem die für den ersten Jahrestag von Rossinis Tod angesetzte Aufführung nicht zustande kam, drohte das Werk in der Versenkung zu verschwinden, was es dann ja auch für mehr als 100 Jahre tat.
    Im Programmheft zu der Aufführung des Oratorienchores war zu lesen, dass Verdi zu viel Herzblut in dieses "Libera me" gesteckt habe, um es in Vergessenheit geraten zu lassen. Nach der Aufführung muss festgestellt werden, dass das mit dem Herzblut ausnahmslos für alle 13 Komponisten gilt. Alle 13 erscheinen ihre ganze Meisterschaft für dieses prominente Projekt zu Ehren ihres künstlerischen Vaters und ihren ganzen Schmerz über seinen Tod in die Waagschale geworfen und auch sämtliche Register ihrer dramatischen Möglichkeiten als Opernkomponist gezogen zu haben.
    Raimondo Boucheron (die anderen zwölf Komponisten sind dem Laien heute alle kein Begriff mehr) beispielsweise hat sein "Confutatis" mit hochdramatischen Posaunen-Fanfaren eröffnet, die an das Jüngste Gericht erinnern. Darauf folgt ein sanftes Zwiegespräch zwischen Bass und Chor, worauf ein schlichtes Streichquartett übernimmt, bevor der Bass zu einer herzzerreißenden Arie ansetzt. Den Schluss gestaltet schließlich der Chor - im triumphalen Fortissimo mit erschütternden "Confutatis"-Rufen untermalt von Becken und Pauken.
    Das ist genug Stoff, um ein eigenes Requiem zu füllen; im Rahmen der "Messa per Rossini" wurde er aber auf wenige Minuten komprimiert verarbeitet. Und da mit wenigen Ausnahmen alle Komponisten so zu Werke gingen, war dieser Konzertabend überaus reich an originellen Einfällen und höchster Dramatik.
    Und größten Schwierigkeiten für den Chor: Von fast hingehauchten, rhythmischen Sprechgesängen bis zu kunstvoll entwickelten Fugen und vom sanft wogenden A-Capella-Männerchor bis zu den immer wieder herausbrechenden überwältigenden Chören in vollen Lautstärke zeigten die Sängerinnen und Sänger wieder alle Seiten ihrer klanglichen Klasse. Dazu sorgten die fünf internationalen Solisten Birgit Harnisch (Sopran), Satik Tumyan (Alt), Jason Papowitz (Tenor), Frank Dolphin Wong (Bariton) und Hayk Déinyan (Bass) für Begeisterung, in dem sie solistisch oder in unterschiedlichen Besetzungen - unter anderem auch mit einem selten zu hörenden Männer-Terzett - besondere Glanzlichter setzten.
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