2014_Ein Deutsches Requiem _ Brahms

Unser Konzert

23. November 2014

Johannes Brahms: Ein Deutsches Requiem


Konzert in St. Kilian, Is-Letmathe,  am 23. November 2014


Pressebericht zu diesem Konzert:
24.11.2014
IKZ
Letmathe
von Christian Otterstein

Schönste Totenmesse der Musikgeschichte
 
Das „Deutsche Requiem“ von Brahms gilt als eine der schönsten Totenmessen der Musikgeschichte. Am Sonntag erklang es in der Kilianskirche.


Er ist schon der traditionelle Konzerttag für den Oratorienchor geworden- der letzte Sonntag des Kirchenjahres, auch Toten-oder Ewigkeitssonntag genannt. Und dieses Mal passte das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms natürlich auch inhaltlich wunderbar in den kirchlichen Kalender. Brahms, so ließ Gemeindediakon Peter Trotier die Zuhörer bei seiner Begrüßung wissen,

Der Oratorienchor Letmathe, der Madrigalchor Brakel, die Solisten Susanne Risch und Frank Dolphin Wong sowie das Philharmonische Orchester Hagen ließen das „Deutsche Requiem“ von Brahms im Kiliansdom erklingen.

Foto: Michael May

interessierte sich als Protestant wenig für den liturgischen Ablauf des katholischen Requiems, sondern wählte ganz subjektiv Passagen aus dem Alten und Neuen Testament aus, die er dann vertonte. So entstand eben ein Requiem in deutscher Sprache, was dem Zuhörer natürlich einen viel direkteren Zugang ermöglichte.

Johannes Brahms hat mit seiner Vertonung eine der schönsten Totenmessen der Musikgeschichte geschaffen, deren zentrale Themen Trost und das Vertrauen auf ewiges Leben sind.

Für den Chor bedeutet dieses Werk Hochleitungssport und wirklich Schwerstarbeit, wird er doch von Brahms nahezu ununterbrochen eingesetzt und stimmlich bis an die Grenzen gefordert. Kann man als Chorsänger bei den meisten Oratorien zwischendurch während der großen und langen Arien der Solisten die Stimme kurz regenerieren, so ist hier Dauereinsatz gefordert. Die kurzen Arien der Solisten finden bei Brahms auch noch im Dialog mit dem Chor statt, so dass keine Chance auf verdiente „ Atempause“ besteht. Und nimmt man dann noch die Tatsache hinzu, dass Brahms mit der menschlichen Stimme ziemlich schonungslos umgeht ,sie teilweise sehr instrumental führt und dabei ständig an die Tonhöhengrenzen geht, dann stellt die Aufführung diese Werkes schon die Meisterprüfung für jeden Laienchor da.

Diese Prüfung bestanden der Oratorienchor Letmathe und der Madrigalchor Brakel mit Bravur und es ist sicherlich insbesondere deren Chorleitern Paul Breidenstein und Hans-Martin Fröhling zu verdanken, dass diese beiden Klangkörper zu einer Einheit zusammenwuchsen, die etwas absolut Selbstverständliches und Natürliches besaß, so als hätte man schon Jahre miteinander gesungen. Die Chemie stimmte hörbar und es wäre zu wünschen, dass es nicht das letzte Spitzentreffen beider Chöre gewesen ist.

Der nunmehr beeindruckend große „Doppelchor“ erfüllte die gut gefüllte Kilianskirche mit wunderbar zurückhaltendem Piano ,ausdifferenzierten Klangsteigerungen und einem mächtigen Forte, welches insbesondere an der Stelle „Tod , wo ist dein Stachel, Hölle , wo ist dein Sieg?“ die Statik des Kirchengemäuers auf eine ernsthafte Probe stellte. Die beiden Solisten Susanne Risch und Frank Dolphin Wong blieben ihren Arien nichts an opernhafter Präsenz, aber auch lyrischer Zurückhaltung schuldig und harmonierten wunderbar mit Chor und Orchester.

Letzteres, das Philharmonische Orchester Hagen, erwies sich als goldrichtige Wahl. Den symphonischen Elementen, den vielen unterschiedlichen klanglichen Schattierungen und der erforderlichen dynamischen Bandbreite wurde dieses wunderbare Orchester vollkommen gerecht und die Zusammenarbeit mit Paul Breidenstein gestaltete sich absolut hochklassig und professionell.

Es ist natürlich ein Glücksfall, wenn der Dirigent, der nun mal alles zusammenhält, nicht nur Chor- sondern auch Orchesterleiter ist, denn beide Fähigkeiten sind gerade bei diesem Werk gleich wichtig und gefragt.

Paul Breidenstein und der Oratorienchor sind ganz nebenher auch noch ein positives Beispiel dafür, wie Iserlohner und Letmather „Musikszene“ nicht nur friedlich kooperieren, sondern sich gegenseitig weiterbringen können. Im Neudeutschen nennt man dies wohl eine „Win-Win Situation“.

Das „Deutsche Requiem“ endete leise , sogar mit sphärischen Harfenklängen versehen und der Applaus kam naturgegeben zeitverzögert und baute sich dann erst langsam auf. Das zutiefst beeindruckte und letztlich begeisterte Publikum erhob sich ergriffen von den Plätzen. Die Ausführenden nahmen dies dankbar entgegen, verzichteten aber bewusst auf eine Zugabe, was sicherlich ganz dem liturgischen Charakter des Werkes und auch des Totensonntags entsprach.
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